Kirschblüte in Jinhae

Japan ist weltweit berühmt für die Sakura, die japanische Kirschblüte. Das sich die Kirschblüte in Korea aber keinesfalls hinter der japanischen Variante verstecken muss, wird jedem klar, der einmal die Kirschblüte in Jinhae erlebt hat. Das kleine Städtchen Jinhae liegt im Süden des Landes, unweit der Stadt Busan. Mit einer Einwohnerzahl von gerade einmal 172.000 kann man auch hier noch getrost von einer Kleinstadt reden. Zur Zeit der Kirschblüte nimmt jedoch die Anzahl an Menschen in der Stadt schlagartig zu. Jinhae zählt über die Landesgrenzen hinaus als ein Anlaufpunkt für das Betrachten der koreanischen Kirschblüte.

Dementsprechend ist die Stadt zu dieser Zeit überfüllt. Für welche Art der Anreise man sich auch entscheidet, man muss mit überfüllten Straßen und Verkehrsmitteln rechnen. Wer nicht bereits am Startpunkt einer Buslinie zusteigt, hat bereits so gut wie keine Chance mehr, in den Bus zu kommen. Busse halten nicht einmal mehr an den Zwischenhalten, solang keine Fahrgäste den Bus verlassen wollen. Aufgrund der zahlreichen Staus ist man mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß weit schneller unterwegs. Wer die Zeit hat, sollte einen Besuch am Wochenende möglichst meiden und lieber unter der Woche die Stadt besuchen. Wer die Zeit nicht hat, sollte versuchen so früh wie möglich anzureisen. In den frühen Morgenstunden ist die Wahrscheinlichkeit für entspanntes Spazierengehen am höchsten. Man sollte sich jedoch keinesfalls von meinen Beschreibungen abschrecken lassen, denn der Besuch lohnt wirklich.

Innerhalb des Städtchens findet man verschiedene Orte, an denen man sich an der Kirschblüte erfreuen kann. Ein guter Startpunkt für eine Kirschblütentour ist der Bahnhof Jinhae Station. Hier findet man auch eine englischsprachige Touristeninformation, welche einen Überblick über die verschiedenen Events in der Stadt gibt. Eine mögliche Anreise erfolgt über Masan. Direkt von der KTX-Station fährt der Bus der Linie 760 nach Jinhae. Man muss allerdings darauf achten, in Jinhae Station den Bus zu verlassen. In der Regel verlässt dort ein Großteil der Leute den Bus. Im schlimmsten Falle fährt man jedoch nur noch ein paar Stationen zum lokalen Intercity Busterminal, die Endhaltestelle des Busses.

Der erste Anlaufpunkt meiner Reise mit ein paar chinesischen Freunden war der kleine Flusslauf etwa 100m westlich des Bahnhofs. Dieser Flusslauf zählt wahrscheinlich zu den beliebtesten Kirschblütenmotiven in Korea. Sobald man nach „cherry blossom korea“ googelt, findet man zahlreiche dieser Bilder auf unzähligen Seiten des Netzes. Dementsprechend ist der Andrang an Kirschblütenfans hoch. Das scheinen statistisch gesehen überwiegend Pärchen zu sein, die noch kein gemeinsames Bild vor/unter/auf/neben/mit/hinter/… einem Kirschblütenbaum haben. 😀 Ich muss allerdings schon zugeben, dass es reizvoll ist, vor solch einer Kulisse ein paar Fotos für das zukünftige Familienalbum zu schießen. So denken jedoch auch tausende anderer Menschen und es ist quasi unmöglich, nicht vor irgendeine Kamera oder in irgendein Bild zu laufen. Mein Tipp also: immer schön lächeln. 🙂 Hier ein paar meiner Bilder der Kirschblüte vom Bahnhof und von dem kleinen Flusslauf.

Wenn man diesem Flusslauf weiter folgt, kommt man an einen kleinen See, der noch einmal ein schönes Motiv für ein paar Fotos darstellen soll, jedoch war der nächste Anlaufpunkt unserer Reise ein anderer: der Bahnhof „Gyeonghwa Station“. Am leichtesten erreicht man den Bahnhof indem man einfach den nächstgelegenen Bahnübergang aufsucht und anschließend den Gleisen in Richtung Nord-Ost folgt. Man sollte allerdings auf den Zugverkehr achten, da gerade zur Kirschblüte Sonderzüge eingesetzt werden. Deren Geschwindigkeit hält sich aufgrund der vielen Menschen auf den Schienen aber in Grenzen und man kann bereits auf einige Entfernung das ständige Tröten der Bahn wahrnehmen. Insofern besteht auch auf diesem doch eher unüblichen Wege wenig Gefahr. Am Bahnhof angekommen, offenbarte sich dann neben den riesigen Kirschbäumen eine weitere große Menschenmenge, die diesen beliebten Anlaufpunkt als Ziel ihrer Reise gewählt haben. Hier kann man wieder allerhand Pärchen beim Posieren beobachten. Das interessanteste Phänomen, welches man als Europäer im Zusammenhang mit koreanische Pärchen beobachten kann, sind Partneroutfits. Dazu gehören nicht nur Partner Shirts, sondern auch Hosen, Hemden, Jacken, Schuhe und andere Accessoires. Ich muss allerdings an dieser Stelle auch anmerken, dass man in Korea in Sachen Farbkombinationen, die ein männliches Geschöpf meiden sollte, nicht ganz so strickt ist, wie vielleicht in Europa. Daher trägt ein Koreaner dann schon einmal die Pastelltöne der Partnerin mit. Ich weiß allerdings nicht, wie man nachher im Alter zu solchen Bildern steht. Das kann mir als Beobachter allerdings auch egal sein 🙂 . Sollte man jedenfalls keinen Partner dabei haben, kann man für die verschiedenen SNS getrost ein paar Bilder im Selbstportrait-Modus schießen. Auch das ist in Korea völlig normal. Wer einmal die Kirschblüte in Asien miterlebt hat, weiß warum der Begriff „Selfie“ seine Daseinsberechtigung besitzt. Ich war zum Glück mit Freunden unterwegs, sodass ich mir dieses Mal keine Gedanken über das Fotografieren machen musste. Wenn das mal nicht die perfekte Überleitung für ein weiteres Fotomosaik ist. An dieser Stelle also ein paar Bilder aus Gyeonghwa Station:

Der dritte Teil unserer Reise führte uns hinauf zu einer Bergstraße (Anmingogae), welche auf einer Länge von mehreren Kilometern von Kirschbäumen gesäumt ist. Dieser Abschnitt war für mich persönlich der eindrucksvollste Part unseres Ausflugs. Das lag vielleicht zum einen daran, dass in den Abendstunden sich dann auch die Sonne mal hat blicken lassen, und zum anderen, dass die Bergstraße im Vergleich zu den anderen beiden Stationen weit weniger überfüllt war. Hier ließ sich in aller Ruhe ein gemütlicher Sparziergang zum Ausgangspunkt unserer Reise, Jinhae Station, unternehmen. Dabei boten sich entlang der Straße immer wieder herrliche Blicke hinab zum Städtchen und auf das angrenzende Meer, sowie zahlreiche prachtvolle Kirchbäume in voller Blüte. Die Bilder dieses Abschnitts will ich euch natürlich auch nicht vorenthalten.

Von Jinhae Station starteten wir unseren Rückweg. Abends ist das Problem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht anders. Will man in den Bus steigen, sollte man sich zum Startpunkt der Buslinie begeben. Die Wahrscheinlichkeit sonst noch in den Bus zu kommen geht gegen Null. Für die Reise mit den Intercity Bussen gilt das Gleiche, man sollte am Wochenende früh genug die Rückreise antreten, wenn man noch die Chance auf einen Sitzplatz im Bus wahren möchte. Für uns hieß es, zwei Stunden im Bus zu stehen. Trotzdem konnte das den positiven Gesamteindruck des Ausflugs nicht schmälern. Sinnvoller ist es sicherlich, sich eine Unterkunft in der Nähe zu besorgen, dann kann man die Heimreise etwas entspannter angehen. Ich kann jedenfalls mit bestem Gewissen die Kirschblüte in Jinhae empfehlen und rate jedem Anfang April zu diesem Ausflug.

Ein Gedanke zu „Kirschblüte in Jinhae“

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