Gyeongju – Teil 1

Gyeongju war für lange Zeit Hauptstadt Koreas zu Zeiten der Silla Dynastie (57 v. Chr. bis 935 n. Chr.) und ist damit die historische Hauptstadt des Landes. Nach der Vereinigung der drei Königreiche zum Großreich der Silla wurde die Stadt Wirtschaftszentrum der Halbinsel und durch den Handel weit über die Landesgrenzen bis hin nach Persien bekannt. Gyeongju war Handelspunkt auf dem fernöstlichen Teil der Seidenstraße, welche ihr Ende in Japan findet. Über die Handelswege hielt auch der Buddhismus Einkehr in die Region. Heute zählt die Stadt aufgrund der zahlreichen kulturellen Schätze, die in und um die Stadt verteilt sind, als Museum ohne Mauern. Als Beispiel seien hier der Tempel Bulguksa genannt, einer der bedeutendsten buddhistischen Tempel des Landes und seit 1995 Weltkulturerbe der UNESCO.

Meine Rundreise durch die Stadt startete in aller Regel vom lokalen Busterminal, der sich im westlichen Bezirk Noseodong befindet. Von hier aus lässt sich ein großer Teil der Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden. Dazu folgt man der südlich angrenzenden Hauptstraße (태종로) Richtung Osten.  Nach etwa 800 Metern erreicht man bereits rechter Hand einen Park, der ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die offizielle Bezeichnung ist schlicht Gyeongju Historic Area.

Grabhügel auf dem historischen Areal in Gyeongju

Hier finden sich zahlreiche königliche Grabhügel, von denen einer der Öffentlichkeit zugänglich ist und den Aufbau eines solchen königlichen Grabhügels zeigt. Die beigelegten Schätze sind Replikate der gefundenen Originale, welche im nahe gelegenen Nationalmuseum von Gyeongju ausgestellt werden. An langen Wochenenden zählt Gyeongju zu einem der beliebtesten Ausflugsziele für Familien. Dementsprechend könnte sich vor dem Zugang zum Hügel eine längere Schlange bilden. Man sollte daher seinen Besuch vorausschauend planen und eher unter der Woche oder an „normalen“ Wochenenden die Stadt besuchen.

Die lange Schlange vor dem Grabhügel ist eher unüblich. An diesem verlängerten Wochenende war Gyeongju nicht nur mein Ausflugsziel.

Abgesehen von den Grabhügeln ist der Park zwar schön anzusehen, bietet aber keine sonstigen Sehenswürdigkeiten, die einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würden. Interessant und daher erwähnenswert ist jedoch noch die Geschichte von der Entdeckung der Grabhügel, da diese Rückschlüsse auf das damalige Leben der Koreaner zulässt. Die Grabhügel wurden nämlich erst 1973 bei Bauarbeiten entdeckt. Seitdem führten weitreichende Ausgrabungen in Gyeongju weit über 30.000 Reliquien zutage, von denen eine Auswahl an 700  bedeutenden Stücken im besagten Nationalmuseum ausgestellt ist, mehr dazu jedoch im nächsten Teil dieses Beitrags. Es lässt daher vermuten, dass das damalige koreanische Volk noch stark an den Folgen der Unterdrückung durch die Japaner litt, welche während Ihrer Besetzung versucht haben sämtliche nationalen Bewegungen und Traditionen im Keim zu ersticken. Jedenfalls wurde das historische Areal nicht als solches erkannt und daher ganz normal bebaut, bis es schließlich zu dem historischen Funden kam. Seitdem stärkt sich auch die nationale Identität der Koreaner. Das geht sogar soweit, dass zwischen Japan und Korea regelrechte Propagandakriege über die gemeinsame Geschichte ausgefochten werden. Mehr dazu jedoch an anderer Stelle und zurück zum eigentlichen Thema. Vom südöstlichen Ausgang des historischen Areals ist es nicht weit bis zur nächsten Sehenswürdigkeit, dem Cheomseondae Observatorium.

Das Cheomseondae Observatorium in Gyeongju

Das Cheomseondae Observatorium ist ein Rundbau, der aus 30 cm hohen Steinen aufgebaut ist, 361 Stück an der Zahl.  Erbaut wurde der Turm von der damaligen Königen Seondeok, der 27. Herrscherin der Silla-Dynastie. In Überlieferungen aus der Zeit der drei Königreiche steht geschrieben, dass ein Mann hinaufstieg, um die Sterne zu beobachten, wodurch wohl die Funktion des Bauwerks als Observatorium abgeleitet wurde. Damit ist es das vermutlich älteste erhaltende Observatorium Asiens oder gar der Welt. Abgesehen davon ist es eines der beliebtesten Fotomotive für Besucher der Stadt. Mit einem Durchmesser von etwa 5,7 Metern ist aber auch dieses Gebäude schnell umlaufen, wodurch viel Zeit für die weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt verbleibt. Als nächsten Anlaufpunkt des Stadtrundgangs empfehle ich das traditionelle Dorf Gyochon, welches südwestlich vom Observatorium liegt. Um dorthin zu gelangen, folgt man am besten den Wegen durch den Park oder springt auf die lustige Parkbahn auf, die in der Nähe vom Observatorium abfährt.

 

Quellen:
[1] https://en.unesco.org/silkroad/content/gyeongju
[2] http://www.crowncity.kr/cvb/en/infra/tour_20.do
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Cheomseongdae und weiterführende Quellen
[4] www.bbc.com/news/world-asia-35188135

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