Gangwon Rundreise – Teil 1

Punggi – Buseoksa – Yeongju – Taebaek – Gohang

Korea ist flächenmäßig deutlich kleiner als die Bundesrepublik. Trotzdem sind die 100.000 km² nicht mal eben am Wochenende oder gar im dreiwöchigen Urlaub abgegrast, ganz im Gegenteil. Eine Ecke, in die es mich erst zwei Jahre nach meiner Ankunft in Korea verschlagen hat, ist die Provinz Gangwon im Nordosten des Landes.

Lebt man in Seoul ist eigentlich alles nur einen Katzensprung entfernt. Aus jedem kleinen Städtchen, welches ein Busterminal sein eigen nennen darf, fährt ein Direktbus nach Seoul. In dieser Hinsicht ist man in Seoul verwöhnt von der Einfachheit des Reisens. So ist auch die Provinz Gangwon vom Osten der Stadt mehr oder weniger zügig mit dem Bus zu erreichen.

Lebt man in Ulsan, dann ist alles ein wenig komplizierter. Man kann natürlich immer mit dem KTX schnell mal nach Seoul fahren, aber die damit verbundenen Kosten summieren sich natürlich auch mit der Zeit auf.  Also sucht man nach Alternativen. Nachdem man ja mittlerweile 2 Jahre Zeit gehabt hat, sich im Land zurechtzufinden, stellt das auch kein Problem mehr da. Also navert (das koreanische googeln)  man sich mal durch verschiedene Blogseiten, Busterminal und Bahnhofsfahrpläne und siehe da, es fährt ein Zug von Ulsans Taehwa River Station zumindest mal in die richtige Richtung, nach Punggi. Das ist dann auch der Bahnhof, von dem aus die eigentliche Reise startete. Damit Ihr einen Überblick vom Ausmaß der ganzen Tour und den folgenden Beiträgen bekommt, hier eine kleine Übersichtskarte mit den einzelnen Stationen.

Kartenausschnitt und Touretappen des Ausflugs durch die Provinz Gangwon
Kartenausschnitt und Touretappen des Ausflugs durch die Provinz Gangwon
1. Punggi

Das kleine Städtchen Punggi zählt mit seinen knapp 13.000 Einwohnern in Korea wohl als Provinzkaff [1]. Das ist aber noch lange kein Grund, nicht für irgendetwas berühmt zu sein. In diesem Fall ist es Ginseng. Einmal in Jahr steppt dann auch der Bär beim Ginseng Festival. Wem das nicht ausreicht, sollte sich die Stadt und die Umgebung ein wenig genauer anschauen. Man mag es kaum glauben, aber auch hier bekommt man am Bahnhof den englischen Touristenführer im Hosentaschenformat.

Bahnhof in Punggi
Bahnhof in Punggi

Dieser klärt einen dann über Sehenswürdigkeiten der Umgebung, Restaurants und Möglichkeiten zum Übernachten auf. Wir waren allerdings nur auf einer kurzen Durchreise. Unser nächstes Ziel hieß Buseoksa.

2. Buseoksa

Buseoksa ist ein Tempel nordöstlich von Punggi. Die Buslinie 27 fährt stündlich den Tempel an. Wer nicht warten will kann sich vor dem Bahnhof auch ein Taxi schnappen. Hier übrigens der Fahrplan des Busses Stand Juli 2015:

Bus Nr. 27 Fahrplan Punggi - Buseoksa
Bus Nr. 27 Fahrplan Punggi – Buseoksa

Die erste Zeile zeigt die Abfahrtszeiten der Busse in Yeongju und die zweite Zeile entsprechend die Abfahrtzeiten am Tempel. Wir warteten auf den Bus, … lang, … sehr lang. Den vorherigen Bus müssen wir scheinbar gerade verpasst haben. So hatte man wenigstens etwas Zeit, die Bahnhofsstraße des Ortes zu bewundern (auch wenn es dort nicht viel zu bewundern gab). Nach 50 min. war es dann aber auch soweit und wir stiegen in den Bus. Die Endhaltestelle der Linie ist gleichzeitig der Eingang zum Tempel und der Ort, an dem Damen der angrenzenden  Restaurants die Touristen einsammeln und in ihre Gastwirtschaften zerren.  Da wir ein bißchen Hunger mitgebracht hatten, sind wir auch gleich einer der älteren Damen in das nächste Restaurant gefolgt. Hier gab es typische koreanische Mahlzeiten, u. a. Bibimbab, für das wir uns dann auch ziemlich schnell und einfallslos entschieden haben. Damit hat man wahrscheinlich auch wieder das Klischee eines Ausländers in Korea bedient, frei nach dem Motto, was der Bauer nicht kennt, isst er nicht. Das stimmt in diesem Fall zu 50%, da man zwar mittlerweile vieles auf einem koreanischen Menü identifizieren kann, jedoch nicht alles. Insofern geht man vor langen Busreisen lieber auf Nummer sicher und ordert das was man kennt 😉 .

Nach unserem lecker Mittagessen ging es weiter Richtung Tempel. Auch wenn einem die Tempelbauten in Korea nach zwei Jahren wie Kopien voneinander vorkommen, gibt es immer mal wieder Ausnahmen, die entweder durch baulichen Besonderheiten hervorstechen, oder aber durch landschaftliche Begebenheiten. Im Falle dieses Tempels ist es sogar beides. Der Tempel wurde im Jahr 676 gegründet und beinhaltet zahlreiche kulturelle Schätze. Das fasst auch ziemlich genau das zusammen, was ich von der Beschreibung der Anlage am Eingang des Tempel mitgenommen habe, ohne dass ich die Geschichte um den Mönch Namens Uisangdaesa wirklich verstanden hätte. Während seines Studiums in China hat er wohl von einer bevorstehenden Invasion Koreas durch den damaligen chinesischen Machthaber mitbekommen und ging darauf hin zurück nach Korea um zu berichten und um dann unter der Fahne des Buddhismus verschiedene nationale Meinungen zu vereinigen. Okay, für den Touristen wäre es wohl durchaus interessanter, die visitkorea.or.kr Einführung des Tempels am Eingangsschild abzudrucken. So erfährt man wenigstens, wie der Tempel zu seinem Namen „Tempel des schwebenden Felsens“ gelangte. Wie dem auch sei, Buseoksa zählt nach persönlicher Einschätzung zu den Tempelanlagen, die man solange man in Korea ist einfach mal besucht haben muss. Hier eine kleine Übersicht der Anlage:

Übersicht der Tempelanlage
Übersicht der Tempelanlage

Wir befinden uns gerade links unten auf der Karte am Schild, welches die Nummer 1 trägt. Das besondere an der Anlage ist die großflächige Einbettung der Bauten in die Natur. Was mir jedoch erst jetzt beim schreiben dieses Beitrags auffällt, ist das Fehlen der neueren Tempelbauten auf der Karte, welche sich direkt hinter der mit Nummer 7 gekennzeichneten Mauer befinden. Inwiefern die Neubauten historische Bauten reproduziert, ist mir leider nicht bekannt. Um euch jetzt aber nicht von jedem weiteren einzelnen Punkt auf dem Gelände eine Story erzählen zu müssen, zeig ich an dieser Stelle einfach ein paar Bilder der Tempelanlage. So bekommt man als Leser immer noch am besten einen Eindruck:

Der Tempel beinhaltet zahlreiche designierte Kulturschätze, welche in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind:

No Classification Name of Cultural Properties Designated Day
1 National Treasure No.17 Stone Lantern at Muryangsujeon Hall of Buseoksa Temple, Yeongju 19621220
2 National Treasure No.18 Muryangsujeon Hall of Buseoksa Temple, Yeongju 19621220
3 National Treasure No.19 Josadang Shrine of Buseoksa Temple, Yeongju 19621220
4 National Treasure No.45 Clay Seated Buddha of Buseoksa Temple, Yeongju 19621220
5 National Treasure No.46 Mural Painting in Josadang Shrine of Buseoksa Temple 19621220
6 Treasure
No.249
Three-story Stone Pagoda of Buseoksa Temple, Yeongju 19630121
7 Treasure
No.255
Flagpole Supports of Buseoksa Temple, Yeongju 19630121
8 Treasure
No.735
Printing Woodblocks of Buddhist Scriptures in Buseoksa Temple, Yeongju 19820522
9 Treasure No.1562 Hanging Painting of Buseoksa Temple, Yeongju (Five Buddhas) 20080422
10 Treasure No.1636 Stone Seated Sakyamuni Buddha of Buseoksa Temple, Yeongju 20100224
Quelle: http://english.cha.go.kr/english/new/index.action

Seltene Kulturschätze werden in Korea als National Treasure eingestuft, alle weiteren, wenn auch nicht minder bedeutenden Kulturschätze als Treasure. Egal wie viele Kulturschätze die Tempelanlage nun hat oder auch nicht, Buseoksa zeichnet sich durch seine buddhistische Architektur aus, bei der man versucht hat Tempelbauten mit dem Verständnis der Natur als unendlichen und zeitlosen Kosmos zu vereinen [2]. Da unser Kosmos leider weniger zeitlos war und wir noch eine weite Reise zum eigentlichen Ziel des Tages vor uns hatten, machten wir uns dann auch schon auf zum Bus, welcher uns nach Yeongju bringen sollte. Dieser wartete bereits an der Bushaltestelle. Dort angekommen unterrichtete uns dann eine Schulklasse, wie man sich in Korea einen Sitzplatz im Bus reserviert, bevor dieser überhaupt seine Türen öffnet: Man schmeißt einfach seine Sachen durch die Fenster auf die entsprechenden Sitzplätze. Man mag es kaum glauben, aber so schaffte es diese Schulklasse alle sitze zu belegen, bevor überhaupt das Einsteigen durch die Tür möglich war. Wenn die Koreaner in anderen Bereichen mal soviel Kreativität aufbringen würden. Die Schüler schienen dann jedoch ein schlechtes Gewissen zu bekommen, sämtliche Plätze den Touristen wegzuschnappen und gaben eine Doppelsitzbank für uns frei. Somit konnten wir in den nächsten 40 Minuten entspannt die Fahrt mit dem Bus zu unserem nächsten Zwischenstopp genießen.

3. Yeongju

Zu Yeongju will ich an dieser Stelle gar nicht viel sagen. Mit seinen etwa 75.000 Einwohnern ist der Ort in etwa fünf mal so groß wie Punggi. Im Gegensatz zu Punggi hat Yeongju jedoch einen Intercity Busterminal, von dem aus regelmäßig ein direkter Bus nach Taebaek fährt.  Regelmäßig heißt in diesem Fall alle 1-3 Stunden. Nachdem wir also den 16:30 Uhr Bus in Richtung Yeongju genommen hatten und wir bereits gegen 17:10 Uhr in der Stadt waren, blieb uns bis zur Weiterfahrt um 17:45 Uhr noch ein wenig Zeit. Also nahmen wir einen kleinen Umweg über den Markt und holten uns am Busterminal schnell noch ein kleines Eis 🙂 .

Yeongju Eisbecher Coockies and Creme
Yeongju Eisbecher Coockies and Creme

Das schöne in Korea ist ja, dass man im Convenience Store (englischer Begriff für einen „praktischen Laden“ oder einen koreanischen Konsum 😉 ) um die Ecke auch die passenden Löffel für den Eisbecher gleich dazu kaufen kann. Wenn das mal nicht convenient ist!

4. Taebaek

Die Fahrzeit nach Taebaek beträgt bei günstigem Wetter (kein Schnee) gute zwei Stunden. Man hat also genug Zeit um sich nach einem Eisbecher einem kleinen Nickerchen hinzugeben. Tut man dies, vergeht die Zeit im Bus wie im Flug. Das ist denke ich auch das schöne an Ausflügen in Korea: Man kann unbesorgt in Fernbussen schlafen und die Fahrt genießen. Damit spart man sich den ganzen Stress, den man mitunter hat, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Gerade an Wochenenden sind an Orten mit Sehenswürdigkeiten gerne alle Parkplätze belegt oder man verbringt eine Ewigkeit damit, einen Parkplatz zu finden. Natürlich muss ich auch zugeben, dass es manchmal schon schön wäre, mit dem eigenen Auto zu reisen, gerade wenn man wieder etwas länger auf einen Bus warten muss. Wie dem auch sei, bisher habe ich es nicht bereut, mir kein Auto besorgt zu haben. Das öffentliche Nah- und Fernverkehrsnetz lässt meiner Meinung nach keine Wünsche offen.

Taebak zählt übrigens zu einem der Anlaufpunkte für Skitourismus. Daher ist die Stadt auch verkehrsgünstig angebunden. Das war jedoch auch schon damals der Fall. Man erreicht die Stadt nämlich nicht nur per Bus, sondern auch per Zug. In der Vergangenheit war die Stadt eine von vielen Städten der Region, die ihre Kohle mit Kohle verdienten, Bergbau in großem Maße. Wer etwas mehr darüber in Erfahrung bringen möchte, kann sich gern meinen Beitrag über das koreanische Bewusstsein für Energie durchlesen. Das nächstgelegene Skiresort ist das O2-Resort. Bei meiner Recherche nach günstigen Unterkünften wurde ich allerdings auf ein anderes Resort aufmerksam, welches in der Nähe unseres nächsten Zwischenstopps liegen sollte.

5. Gohan

Gohan ist von Taebaek dann eigentlich nur noch einen Katzensprung entfernt. Tagsüber fährt  alle 10-20 Minuten ein Bus vom Taebaek Busterminal nach Gohan. In Gohan selbst ist im Sommer ziemlich tote Hose. Das im Winter hier allerdings das übliche Afterskisaufen stattfinden muss, lassen die zahlreichen Hangover Suppen auf den Menüs der Restaurants vermuten. Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant in Gohan fällt einem zwangsläufig das Überangebot an Katerfrühstück auf. Keine Sorge, Kater steht hier für den Brummschädel, denn man nach zu viel Soju am Vorabend bekommt. 😉 Man findet aber auch die typischen koreanischen Gerichte. Wir haben uns für eine Bulgogi Variante entschieden, bei der Lauch einfach zusammen mit vorgegartem Fleisch vermengt wird und zusammen mit einer leckeren Marinade verkocht wird.

Bulgogi in Gohan
Bulgogi in Gohan

Für eine Pre-Hangover-Party hatten wir leider keine Zeit, da wir für den nächsten Tag ja noch ein straffes Programm geplant hatten. Man kommt halt zu selten nach Gangwon. Insofern machten wir uns dann auf zu unserem Hotel, das High 1 Hotel in der Nähe des gleichnamigen Skiresorts, von dem ich aber erst in Teil 2 dieses Ausflugsberichtes erzählen werde.

Das High 1 Hotel ist ein Golfhotel, der Extraklasse, das merkt man bereits, wenn man am Hotel vorfährt. Man bekommt nur leider gleich ein  Minderwertigkeitsgefühl, wenn es nicht der eigene Porsche ist. Beim Design des Hotels wollte man wohl an österreichische Schlösser erinnern. Die Alpen und deren Bauten werden immer gern als Vorbild für Berghotels genommen. Das Hotel besitzt sogar einen internen Skilift, der einen auf direktem Wege zu den Pisten des High 1 Resorts bringt. Alles in allem ein wunderbarer Anlaufpunkt für einen Bergtrip, wenn man das nötige Kleingeld mitbringt. In meinem Fall hatte ich rechtzeitig ein Zimmer über Internet für gerade mal 70.000원 gebucht. Wann bekommt man schon mal ein Zimmer für unter 60€ in einem Vier-Sterne-Hotel. Das ist doch mal eher die Ausnahme. Mit Bildern vom Hotel möchte ich auch Teil 1 des Beitrags abschließen. Ihr könnt euch aber schon auf Teil 2 freuen, der einiges mehr zu bieten haben wird.

Quellen:
[1] http://www.citypopulation.de/php/southkorea.php
[2] Floral Lattices, Columns and Pavilions: A Study of Korean Architec Ture by Yim Seock Jae, Ewha Womans University Press

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