Tongdosa

Der Tongdo Tempel repräsentiert einen der „Paläste der Juwelen des Nirwana“. Ihr habt recht, ganz schön schwerer Tobak für eine Einleitung. Zudem ist diese Information für viele so hilfreich, wie die Weisheiten in Glückskeksen. Trotzdem ist das Zitat der erste Satz, den man auf der sehr abgespeckten englischen Variante der Homepage des Tempels findet. Ich hab mich jedoch ein wenig schlau gemacht und hoffe euch bezüglich des Tongdo Tempels ein wenig Erleuchtung zu bringen.

Ich bin an einem Sonntag in Richtung des Tempels aufgebrochen, einer dieser typischen warmen und sonnigen Herbsttage in Korea. Von Ulsan aus erreicht man den Tempel bequem mit der Buslinie 1723. Der Bus hält zwar nicht direkt vorm Tempeleingang, jedoch beim nahegelegenen Busterminal. Bezahlen kann man im Bus wie gewohnt mit dem T-Money oder Cash-Bee System, oder natürlich in bar. Vom besagten Busterminal (통도사신평버스터미널) aus startete ich meinen Weg zu Fuß hin zum Tempel.

Nach nicht einmal einem Kilometer hat man den Eingang des Tempelareals erreicht. Hier entrichtet man seinen Eintritt von 3.000 원 und geht weiter durch das große Portal in Richtung des Haupttempels. Der Name Tongdo übersetzt ins Deutsche bedeutet so viel wie Durchgang und steht in diesem Fall für den Durchgang zur Erleuchtung. Es handelt sich hierbei, wie der Name bereits vermuten lässt, um einen Lehrtempel. Das interessante an diesem Tempel ist, dass er zu den fünf „Palästen der Juwelen des Nirwana“ gehört, wie ich bereits eingangs erwähnt habe. Das Nirwana beschreibt im Buddhismus den Zustand der völligen Losgelöstheit, was nicht unbedingt mit dem Tod gleichzusetzen ist. Man spricht in diesen Zusammenhang eher von einem Zustand, den man auch lebendig durch Meditation erreichen kann. Ein Lehrziel in diesem Tempel ist daher vermutlich genau diese hohe Kunst der Meditation zu erlernen. Der Grund, warum gerade dieser Tempel als Lehrstätte diente und immer noch dient, liegt in der Besonderheit der Glaubensrelikte vor Ort. In Tongdosa existiert keine Buddha Statue im Hauptgebäude, wie es in anderen Tempeln durchaus die Regel ist, sondern hier beherbergt der Tempel viel bedeutendere Glaubenssymbole. Vor Ort sind Relikte des Buddha vorhanden, die einen größeren religiösen Wert haben, als eine Statue. So hat im Jahre 646 ein gewisser Master Jajang persönlich Teile der Robe Buddhas aus China an diesen Ort gebracht. In den anderen Tempeln, welche ebenfalls „Paläste der Juwelen des Nirwana“ repräsentieren, sind wiederum andere Relikte vorhanden. Ob diese allerdings auch der Ausbildung dienen, ist mir nicht bekannt. Soviel zu den Hintergrundinformationen. Wer mehr wissen möchte, kann sich ein wenig in den unten angegebenen Quellen schlau machen und mich gern in meinem Verständnis korrigieren. Vielleicht gibt es ja ein paar Buddhisten unter euch. 😉

Für einen einfachen Touristen stellt Tongdosa einzig und allein aufgrund der sehr schönen Tempelanlage einen lohnenswerten Ausflug dar. Hier findet man neben der herrlichen Landschaft sehr bemerkenswerte Tempelgebäude. Viele der Gebäude sind nicht, wie so häufig in Korea, erst kürzlich „saniert“ worden, sondern haben den Charme alter unverfälschter Tempelbauten behalten. Originale sind in diesem Sinne natürlich nicht mehr vorhanden, da Tempelbauten in der Regel häufiger über die Jahrhunderte hinweg erneuert wurden. Ein Großteil der Gebäude wird einfach aus natürlichen Baustoffen, sprich Holz und Lehm, errichtet und verwittert dementsprechend mit den Jahren. Daher stellt sich in Korea eher die Frage, wann die Bauten das letzte Mal erneuert wurden. Im Falle von Tongdosa existieren jedenfalls Gebäude, welche älter als 200 Jahre alt sind. Das sieht man den Bauten entsprechend an, im positiven Sinne versteht sich. Dem Besucher wird hier eine wirklich nette und unverfälschte Tempellandschaft geboten. Einzig und allein das Museum, welches sich im Eingangsbereich des Tempels befindet sieht deutlich moderner aus. Aufgrund des sonnigen Wetters wollte ich allerdings nicht meine Zeit im inneren eines Gebäudes verbringen, daher kann ich über die Qualität des Museums keine Aussage treffen. Bei meinem nächsten Besuch des Tempels werde ich mir dann vielleicht auch die Zeit nehmen, einen Blick hineinzuwerfen. Vielleicht erfährt man so auch ein wenig mehr über die Geschichte des Tempels. Im Folgenden findet ihr ein paar Impressionen meines herbstlichen Tempelbesuches.

Für all diejenigen, die sich nicht mit einem „einfachen“ Tempelbesuch zufrieden geben können, besteht die Möglichkeit weiter in Richtung der Yeongnam Alps aufzubrechen und dort anspruchsvolle Aufstiege z.B. auf den Yeongchug Mountain zu wagen.

Quellen:
www.tongdosa.or.kr – offizielle Webseite des Tempels
www.buddhism.org – Webseite mit Hintergrundinformationen zum Buddhismus in Korea

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