Die KTX (Korean Train eXpress) Schnellzüge der koreanischen Eisenbahngesellschaft Korail basieren auf französischer TGV Technik. Zwischen den Stationen fährt der KTX mit einer Regelgeschwindigkeit von etwa 300 km/h. Für die Strecke Busan – Ulsan – Seoul benötigt der Zug nicht einmal drei Stunden und ist damit nicht nur schnell, sondern auch praktisch.
Die Strecke Busan – Ulsan – Seoul ist vergleichbar mit den Strecken Berlin – Nürnberg oder Nürnberg – Düsseldorf, für die ein ICE der Deutschen Bahn knappe fünf Stunden respektive mehr als dreieinhalb Stunden benötigt. Verspätungen kommen auch beim KTX mal vor und werden auf den Bahnhöfen groß angekündigt. Meine erste und bis dato einzige Verspätung eines KTX-Zuges belief sich auf ganze 2 Minuten. Für solch eine Verspätung würde die Deutsche Bahn nicht mal eine Ansage machen. Damit ist der KTX schon mal schneller und zuverlässiger unterwegs als die deutsche Bahn.
Ist denn ein KTX aber auch convenient, also praktisch? Hier stellt sich die Frage, was eine Zugverbindung eigentlich praktisch macht. Meiner Ansicht nach ist eine Zugverbindung dann praktisch, wenn ich anstatt des Autos lieber den Zug nehmen würde. Das ist der Fall, wenn ich zu allererst mal schneller unterwegs bin, zuverlässig mein Ziel erreiche, entspannter reise und zudem noch sparen kann. Die ersten zwei Punkte können wir schon mal abhaken: schnell und zuverlässig ist man mit einem KTX in jedem Falle unterwegs. Ob ein Zug bequem ist, ist wieder eine subjektive Empfindung. Man kann gut in der zweiten Klasse sitzen und hat keine Probleme auch als große Person eine entspannte Sitzhaltung einzunehmen. Für die weitere Entspannung läuft nach Bedarf Musik, sobald man Kopfhörer an die entsprechende 2,5 mm oder 3,5 mm Klinke-Buchse anschließt. In der ersten Klasse erhöht sich der Platz zwischen den Sitzen nochmal deutlich. Unterwegs werden dann gegen Gebühr Essen (1. Klasse) und Getränke serviert. Preislich ist das ganze äußerst günstig. Für die Fahrt von Seoul nach Ulsan zahlt man umgerechnet etwa 30 € pro Person. Für die letzten Kilometer nach Busan kommen dann nochmal knappe 6 € dazu. Alles in Allem ist man dann also bei etwa 36€ pro Person und Fahrt. Der Aufpreis für die erste Klasse sind nochmal 33 % also etwa 12 €. Die deutsche Bahn kann mit ihren Fahrpreisen (ab 29 € – Buchung am besten Jahre im Voraus – bis 120 €) für die einfache Fahrt nicht mithalten.
Der Kauf der Tickets ist denkbar einfach. An jeder KTX-Station befinden sich mehrere Schalter, an denen man bedient wird. Hier braucht man eigentlich nur den Zielort nennen und schon werden Tickets für den nächsten Zug gebucht. Nächster Zug heißt, wenn ein Zug in 3 Minuten abfährt, kann man diesen auch nehmen, sofern man es rechtzeitig zum Gleis schafft. Reist man in Begleitung mehrerer Personen, hilft es natürlich die Personenzahl beim Kauf mitzuteilen oder gleich geschlossen mit der Gruppe an den Schalter zu gehen. So umgeht man eventuelle Kommunikationsschwierigkeiten mit den Damen und Herren hinter dem Schalter.
Mit jedem Ticket bucht man übrigens gleich einen Sitzplatz dazu. Die Zugnummer (Train No.) und die Platznummer (Seat No.) sind auf dem Ticket vermerkt. Zudem befinden sich Informationen über Abfahrzeit (Departure) und Zielort (Ende des Pfeils 🙂 ) auf dem Ticket, welche freundlicher Weise immer von dem Verkaufspersonal eingekreist werden. Wichtig zu erwähnen ist außerdem die Wagennummer (Car No.). Diese hilft sich bereits an den richtigen Abschnitt des Bahnhofs zu begeben. An der Bodenmarkierung mit der entsprechenden Wagennummer wird sich, nachdem der Zug eingefahren ist, die Tür zum Einsteigen in den zugehörigen Wagen befinden. Nach Stehplätzen muss man wohl explizit fragen, da diese mir selbst bei überfüllten Zügen noch nicht angeboten wurden. Man sieht jedoch hin und wieder Koreaner zwischen den einzelnen Abteilen stehen.
Für mich steht damit fest: Reisen mit dem KTX ist schnell, praktisch und bequem und je nach Reisezweck einer Fahrt mit dem Auto (oder der Deutschen Bahn 😀 ) vorzuziehen.
UPDATE: Dezember 2017 ist es auch schon in Deutschland soweit, die Deutsche Bahn nimmt Sprinterzüge auf der teils neugebauten Trasse (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8) zwischen Berlin und München in Betrieb, ein Projekt, welches im Jahre 1991 von der damaligen Bundesregierung beschlossen wurde. Versprochen wird eine Fahrzeit von unter 4 Stunden bei Spitzengeschwindigkeiten von 300 km/h, leider aber nur 3x täglich. Um an dieser Stelle daran zu erinnern, die Schnellzüge in Korea fahren auch stündlich, halten aber öfter. Denn Unterschied macht also nicht die Spitzengeschwindigkeit, sondern die Durchschnittsgeschwindigkeit.
Quellen:
[1] http://www.vde8.de/