Wie funktioniert das eigentlich mit den Stadtbussen in Korea?

Wenn man nach Korea kommt, kann man sich sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. Zur Auswahl steht, neben dem Streckennetz der Korail Eisenbahngesellschaft, auch ein gut ausgebautes Netz an Buslinien. In diesem Beitrag will ich mich zunächst auf den Nahverkehr mit Bussen konzentrieren, der in aller Regel in den Großstädten Koreas gleich abläuft.

Was muss ich an der Haltestelle beachten?

Eine Bushaltestelle ist in Korea mit einem entsprechenden Schild markiert. Auf diesem ist in aller Regel ein Bus mit dem Schriftzug „BUS“ oder gar „BUS STOP“ abgebildet. Damit ist ein Haltestellenschild nicht schwer zu identifizieren. Manchmal muss man nur ganz genau hingucken, da nicht immer auch ein Haltestellenhäuschen nebenan steht und das Schild auch mal hinter einer Laterne versteckt sein kann.

Abfahrtsanzeige an der KTX-Busstation in Ulsan

An den städtischen Haltestellen findet man in aller Regel eine Anzeige ähnlich zu der im Bild dargestellten. Im vorderen Bereich ist die Liniennummer zu sehen und dahinter die zugehörigen Zeiten. Sind Minuten angegeben, heißt dies, dass die jeweiligen Busse innerhalb der angegebenen Minuten die Bushaltestelle erreichen. Sind hinter den Liniennummern Zeiten angegeben, bedeutet dies, dass die jeweiligen Busse zu dieser Urzeit ihren Dienst aufnehmen.

Wie sieht so ein Bus in Korea aus und was sagt mir die Liniennummer?

Das folgende Bild zeigt einen typischen Bus der Stadt Ulsan.

Bus in Ulsan (Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AUlsan_Bus_402_(Low-Floor)_-_Hakseong_Bus.jpg)

Die Liniennummer eines Busses verrät die Endzonen, welche der Bus miteinander verbindet. In diesem Fall fährt der Bus von Zone 4 nach Zone 2 und zurück. Diese Information bringt einem natürlich reichlich wenig, wenn man die Zonen, in welche die Stadt aufgeteilt ist, nicht kennt. Im Falle der Stadt Ulsan hat eine ausländische Gemeinschaft diese auf www.ulsanonline.com zusammengetragen.

Wie bekomme ich den Bus zum Anhalten?

Eine Fahrt mit dem Bus ist denkbar einfach, wenn man nicht vergisst an der Haltestelle auf sich aufmerksam zu machen. Sobald der Bus in Sichtweite ist, sollte man sich im Sichtfeld des Fahrers aufhalten und an einsamen Bushaltestellen sein Mitfahrbedürfnis durch das Heben des Armes signalisieren. Pech gehabt, wer gerade in seinem  Buch oder ähnlichem vertieft ist. An dunklen, unbeleuchteten Bushaltestelle muss man dazu auch mal mit dem leuchtenden Displays des Mobiltelefons auf sich aufmerksam machen. Hat man jedoch den Busfahrer zum Anhalten bewegt, ist alles andere ein Kinderspiel.

Was muss man beim Ein- und Aussteigen beachten und wie viel kostet der Spaß?

Der Einstieg befindet sich vorn beim Fahrer. Dieser kontrolliert, ob für die Busfahrt das (wie es im Deutschen so schön heißt) Beförderungsendgeld bezahlt wird. Wie viel muss man jetzt aber für solch eine Busfahrt zahlen? Das ist natürlich von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In Ulsan betrug 2014 der Fahrpreis 1150 원. Das sind bei dem derzeitigen Wechselkurs in etwa 80 Cent. Eine Fahrt mit dem Bus ist also nicht wirklich teuer. Ist man im Besitz eines elektronischen Bezahlsystems (RFID-Chips), spart man 50 원 beim Antritt der ersten Fahrt und weitere 1150 원 bei jedem Bustransfer. Bustransfer heißt in diesem Fall, raus aus dem einen Bus und innerhalb der nächsten 30 min. rein in den nächsten Bus. Mit den elektronischen RFID-Chips logt man sich dazu einfach beim Aussteigen des Busses an der hinteren Tür aus und beim Einsteigen in den nächsten Bus ein.

RFID Terminal zum bargeldlosen Bezahlen
RFID Terminal zum bargeldlosen Bezahlen

Das Guthaben der Karte oder des Dongles bleibt unberührt. Weiterführende Informationen (englisch) zum T-Money Bezahlsystem finden sich auf http://www.doeatkorea.com/?p=90. Ist man nicht im Besitz eines solchen Chips, gibt es auch nichts beim Aussteigen zu beachten. Beim Wechseln des Busses muss man dann jedoch erneut den Fahrpreis löhnen.

Was erwartet mich im Bus und was muss ich beachten?

Im Bus erwarten den Passagier seitlich einzelne Sitzplätze und dazwischen unzählige Stehplätze. Die einzigen zusammenhängenden Sitze befinden sich ganz hinten in der letzten Sitzreihe. Ausnahme von dieser Regel bilden die behindertengerechten Fahrzeuge. Hier ist im vorderen Bereich des Busses mehr Platz zum Stehen vorgesehen. Ausgleichend befinden sich im hinteren Bereich des Busses mehrere Sitzreihen, welche man über einen schmalen Gang erreicht. Zu beachten gibt es im Bus die einzelnen Sitzbezüge:

Farbige Sitzbezüge markieren Sitze, die für ältere Menschen und schwangere Frauen reserviert sind
Farbige Sitzbezüge markieren Sitze, die für ältere Menschen und schwangere Frauen reserviert sind

Einige Sitze im Bus haben einen von dem Alltagsgrau abweichenden Bezug. Dieser kann entweder gelb oder pink sein. Ein gelber Sitzbezug markiert (zusätzlich zu den entsprechenden Piktogrammen) einen Sitz, welcher für ältere Leute reserviert ist. Alt heißt hier wirklich alt, für einen Vierzigjährigen steht man auch in Korea nicht mehr auf, zumal der durchschnittliche Koreaner auch im Alter noch sehr fit ist. Natürlich darf man es sich auch auf einem solchen Sitz bequem machen, man sollte nur dann freundlicher Weise den Platz freimachen, wenn ältere Menschen sonst stehen müssten. Das Gleiche gilt für die pinken Sitze, die (natürlich) für schwangere Frauen reserviert sind. Auch wenn es die Regel ist, dass Koreaner sich in diesem Sinne vorbildlich verhalten, gibt es doch auch hier schwarze Schafe. Vielleicht ist dies dem zunehmenden Fortschritt des Landes geschuldet.

Die durchschnittliche Busfahrt

Der Grund dafür, dass älteren Mitmenschen in Ulsan ein Sitzplatz gewährt werden sollte, ist ganz klar die Fahrweise der Busfahrer. Ein englischer Blog hat die Erfahrungen hierzu treffend formuliert: Sämtlich Busfahrer müssen in ihrem früheren Leben einmal in der NASCAR-Serie gefahren sein oder zumindest ihre Fahrausbildung in diesem Zusammenhang erhalten haben. Die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Busses liegt nämlich weit über der Geschwindigkeit, die für die Berechnung der in den Haltestellen angezeigten Minuten herangezogen wird. In Ulsan habe ich es selbst bereits erlebt, dass ein Bus, der erst in 10 min. einfahren sollte, plötzlich nach 3 min. an der Bushaltestelle ankam. Zudem sind abrupte Spurwechsel keine Seltenheit. Zusammengefasst heißt das, man muss mit einer turbulenten Fahrt rechnen, welche durch ein unsanftes Zusammenspiel von Gaspedal und Bremse charakterisiert ist. Ein Sitzplatz hat in Korea daher definitiv seinen Wert.

Ulsan Bus for Experts

Experten im Busfahren machen sich das Leben leichter, indem sie sich die passenden Apps für Android oder für das Iphone besorgen. In Ulsan trägt die App den Namen 울산버스 (Ulsan Bus) und bietet eine rein koreanische Menüführung. Die Bedienung ist jedoch einfach und mit ein wenig Übung findet man sich schnell zurecht. Natürlich benötigt man eine Internetverbindung zur Nutzung, in Korea ist es jedoch ratsam sich am Flughafen eine SIM-Karte oder gar ein Mobiltelefon auszuleihen, wenn man als Tourist unterwegs ist. Jeder internationale Flughafen bieten einen entsprechenden Service an. Das koreanische Mobilfunknetz ist sehr gut ausgebaut und eine Internetverbindung ist hier jeden Cent wert. Naver Translate kann hier in vielen Situationen weiter helfen 😉 .

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