Seoul – Gyeongbokgung

In Seoul gibt es einiges zu sehen, schließlich ist die Stadt das Zentrum des zweitgrößten Ballungsraumes der modernen Welt. Neben zahlreichen Hochhäusern findet man auch historische Bauwerke. Im Stadtteil Jongno-gu z.B. steht Gyeongbokgung, ein Palast, der zu Beginn der Joseon-Dynastie errichtet wurde.

Um es gleich von vornherein klar zu machen, bei den Gebäuden handelt es sich natürlich nicht mehr um die Originalbauten. Nach mehreren japanischen Invasion Koreas und dem Koreakrieg wurden viele kulturelle Stätten zerstört, so auch große Teile dieses Palastes. Im Zuge der stetigen Modernisierung des Landes wird jedoch auch dieser Palast in historischer Form erneuert. Die gesamte Rekonstruktionszeit beläuft sich auf insgesamt 40 Jahre.

Die Entscheidung über den Wiederaufbau wurde im Jahre 1990 getroffen, demnach ist bereits ein Teil der Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Man braucht aber keineswegs besorgt sein, dass man hier Baustelle vorfindet, dem ist nicht so. Ich kann mich an keine größeren Konstruktionsarbeiten zum Zeitpunkt meines Besuchs erinnern. Das gilt natürlich nur für das Palastgelände an sich, außerhalb der Palastmauern sieht das anders aus. Aber erst einmal geht es zum Eintrittskartenhäuschen.

Eintrittskarte Gyeongbokgung

Ein Blick auf meine Eintrittskarte von Gyeongbokgung Palace verrät euch drei offensichtliche Dinge. Erstens, ganz klar, das Datum meines Besuchs dort, zweitens, die Uhrzeit des Kartenkaufs, und drittens, der Eintritt ist mit gerade mal 3000 원 recht günstig. Was jedoch dem Touristen nicht auf Anhieb auffällt, ist der sprachliche Fauxpas, der hier, wie so häufig, beim Transkribieren und Übersetzen in die englische Sprache passiert ist. Gyeongbokgung beinhaltet mit der Silbe „gung“ (궁) bereits das koreanische Wort für Palast. Die richtige Transkription wäre demnach Gyeongbok Palace. Bereits bei der Eintrittskarte besteht demnach Renovierungsbedarf 😉 . Dies aber nur als unnützes Wissen nebenbei.

Die weitaus bedeutenderen Informationen über Gyeongbok Palace lässt man sich am besten bei einer Führung durch die Anlage vermitteln. Ich bin mir allerdings nicht sicher, inwiefern Führungen in deutscher Sprache möglich sind. Hier sollte man wahrscheinlich vorab versuchen, einen Führer für den Besuch zu organisieren. Für den Fall, dass dies nicht gelingt, kann auf einen englischsprachigen Führer ausgewichen werden. Ausschließlich deutschsprachige Touristen brauchen jedoch nicht vor einem Besuch zurück schrecken, da die Anlage auch ohne Führung sehenswert ist. Viele Informationen lassen sich bereits vorab mit dem Internet oder diversen Reiseführern zusammentragen.

An dieser Stelle jetzt aber ein paar von mir zusammengetragene Informationen: Der Hauptpalast wurde im Jahr 1395 fertig gestellt. Ihm folgten die Palastmauern, welche ein rechteckiges Areal einhausen. Das Haupttor des Palastes ist Gwanghwamun. Die Renovierung dieses Bauwerks wurde 2010 abgeschlossen. In der heutigen Form besteht es aus einer Granitsteinkonstruktion und einem hölzernen doppelstöckigen Pavillion. In die Granitkonstruktion sind drei Bögen eingearbeitet. Der mittlere der Bogen ist gleichzeitig der größte Bogen und bildet eine Linie mit dem ersten inneren Palasttor (Heungnyemun) und dem königlichen Thron in Geunjeongjeon. Er diente gleichzeitig dem König als Eingang, während Bedienstete durch die anderen Eingänge den Palast mit seinen mehr als 300 Gebäuden betreten mussten. Nach der Japanischen Besetzung im Jahre 1910 wurde der Großteil dieser Gebäude abgerissen um Platz für ein japanisches Regierungsgebäude zu schaffen. Dieses wurde unmittelbar hinter dem Haupttor gebaut, womit auch symbolisch die Sicht des Königs auf das Volk genommen werden sollte, so zumindest die Version unserer Führerin an diesem Tag. Sicher ist jedenfalls, dass das Hauptquartier der japanischen Besatzer an dieser Stelle errichtet wurde und fortan seit 1915 insgesamt 80 Jahre überdauerte, bis es im Jahre 1995 schließlich abgerissen wurde, um die Rekonstruktion des Palastes nach historischem Vorbild durchzuführen.

Japanisches Regierungsgebäude aufgenommen aus dem inneren des Palastes - Quelle: wikipedia
Japanisches Regierungsgebäude aufgenommen aus dem inneren des Palastes – Quelle: wikipedia

Unsere Führung startete am Ticket-Office in der Nähe des östlichen Parkplatzes, wo unserer deutsch-französischen Gruppe der Kauf des Tickets abgenommen wurde. Als Ausländer wird man stellenweise schon mal, bildlich gesprochen, wie ein kleines Kind an die Hand genommen. Man weiß nicht, ob es tatsächlich immer nur aus Höflichkeit geschieht oder ob Touristenführer schon mal schlechte Erfahrungen mit beim Ticketkauf verlorengegangenen Ausländern gemacht haben. Jedenfalls habe ich bis dato nie ein Problem gehabt, mir irgendwo ein Ticket zu besorgen, solange es sich um ein einfaches Eintrittsticket handelte. Bei Bussen, Zügen oder Seilbahnen steigt der Schwierigkeitsgrad aufgrund der Sprachbarriere dann schon mal an. Man wächst allerdings mit seinen Aufgaben 😉 . Jedenfalls wurde uns ein Ticket ausgehändigt und wir gingen durch einen kleinen Seiteneingang auf den anschließenden Platz, der zwischen Gwanghwamun und Heungnyemun gelegen ist. Genau an dieser Stelle befand sich vor fast 20 Jahren noch der japanische Regierungspalast. Ein Blick Richtung Süden ist ein Kontrast, den man so wahrscheinlich nur in einer koreanischen Großstadt sehen kann: Hinter dem historische anmutendem Gwanghwamun bilden mehrere Hochhäuser die Skyline von Seoul. Ein Blick in die andere Richtung lässt einen allerdings gleich vergessen, dass man sich doch eigentlich in einer Großstadt aufhält. Hinter dem Palastgelände bildet der Bugaksan einen passenden Hintergrund für einen Königspalast. Leider habe ich selber vom Vorplatz aus keine entsprechenden Aufnahmen gemacht, jedoch findet man reichlich Bildmaterial im Internet, wenn man nach den entsprechenden Begriffen googelt. In diesem Zusammenhang sei jedem geraten, den Weg durch das Haupttor zu nehmen. Selbst wenn man mit einem der vielen Reisebusse angeliefert wird, lohnt der Umweg vom Parkplatz (der sich übrigens auf dem Palastgelände befindet, was wurde hier früher geparkt?), wie sich aus den zahlreichen Fotos im Internet schließen lässt. Unsere Führerin war leider ein wenig lauffaul oder hat den Anblick schon zu oft gesehen, daher blieb uns nur der Weg über den Seiteneingang.

Geunjeongmun - Tor zum inneren Palast
Geunjeongmun – Tor zum inneren Palast

Weiter ging es durch das Heungnyemun zum Geunjeongmun. Dem aufmerksamen Leser wird bereits aufgefallen sein, dass die Silbe „mun“ in jedem Namen eines Tores zu finden ist. Mun ist der koreanische Begriff für Tür oder Tor. Im Fahrstuhl hört man dieses Wort ständig: mun-i dat-shim-ni-da = die Türen schließen. Am Tag unseres Besuches waren die Tore weit geöffnet, da Proben anlässlich eines Feiertages bevorstanden. Die Koreaner, die an den Übungen teilnahmen, waren modern traditionell koreanische gekleidet, wie man es täglich in Korea beobachten kann. Dazu zählen luftige Turnschuhe, Funktionskleidung und ab und zu auch mal ein Hemd 😉 .

Proben anlässlich einer Feiertagsaufführung
Proben anlässlich einer Feiertagsaufführung

Man muss ja auch nicht die ganze Aufführung vorneweg nehmen. Jedenfalls lässt sich auf diesem Bild im Hintergrund der Thronsaal erkennen. Dieser war der nächste Anlaufpunkt unserer Führung. Im Vergleich zu europäischen Burgen und Schlössern ist in diesem Palast alles schön ebenerdig, vernachlässigt man mal die paar Stufen, die zum Thronsaal hinauf führen. Um über die Köpfe des koreanischen Volkes hinweg sehen zu können, muss man ja auch nicht sonderlich hoch bauen 😀 , kleiner Spaß am Rande. Wie ich bereits im Artikel über den durchschnittlichen Koreaner geschrieben habe, gibt es auch Leute, die selbst meine 1,85m überbieten. Vom Eingang des Thronsaals kann ich jedenfalls ein Foto in Richtung Stadtzentrum präsentieren.

Blick vom Thronsaal in Richtung Stadtzentrum
Blick vom Thronsaal in Richtung Stadtzentrum

Ich denke man erkennt recht gut die Ähnlichkeit zur Wikipedia-Aufnahme. Das Gebäude rechts im Bild stand auch damals schon, was offensichtlich fehlt ist das japanische Regierungsgebäude. Jedoch zurück zum Thronsaal: Ein Blick durch die Türen des Gebäudes bringt ein wenig Ernüchterung mit sich. Während in Europa alles immer recht prachtvoll ausfällt, zeugt das Innere dieses Gebäudes eher von Bescheidenheit.

Im Inneren des Thronsaals herrscht ein wenig Leere
Im Inneren des Thronsaals herrscht ein wenig Leere

Außer dem eigentlichen Thron und ein paar Knietischen ist nichts weiter Auffälliges zu entdecken. Da hilft auch nicht der zweite Blick durch die Seitentür:

Ein Blick an die Decke offenbart die Abbildung eines Drachen mit sieben Krallen
Ein Blick an die Decke offenbart die Abbildung eines Drachen mit sieben Krallen

Allerdings lohnt es sich einmal ein Blick an die Decke zu werfen. Hier sind zwei Drachen abgebildet, die sich durch ihre sieben Krallen an ihren Füßen hervorheben. Warum dies so ist, lässt sich nicht eindeutig klären. Im chinesischen haben Drachen wohl ausschließlich fünf Krallen. Je weiter man auf dem Globus Richtung Osten reist, je mehr Krallen verlieren die Abbildungen der Drachen. In Korea ist die Abbildung von Drachen mit vier Krallen üblich, in Japan haben die Drachen nur drei Krallen. Warum jetzt diese Drachen sieben Krallen haben ist nicht eindeutig geklärt, man vermutet unter anderem, dass es ein Zeichen der Rebellion gegen das damals herrschende Ming Reich war. Jedoch widerspricht dies der Tatsache, dass der erste König der Joseon Dynastie mit Unterstützung des Ming Reiches an die Macht kam und gute Beziehungen bis ins 17Jhd. nachgesagt werden. Sehr wahrscheinlich ist, dass die einzelnen Krallen die Stärke des Königs widerspiegeln sollen, da goldene Drachen generell in Asien Königshäuser symbolisieren.

Gyeonghoeru Pavilion
Gyeonghoeru Pavilion

Weiter ging es für uns in Richtung Gyeonghoeru Pavillon. Dieser diente den Königen für den Empfang von ausländischen Gästen. Heutzutage dient er als schönes Fotomotiv für Touristen unter anderem der chinesischen Führungsgruppe „Pandaspieß“. 🙂

Geführte Gruppe "Pandaspieß"
Geführte Gruppe „Pandaspieß“

Der Pavillon ist von einem kleinen Teich umringt und lässt sich über mehrere kleine Brücken von Osten her erreichen. Für Besucher ist ein Zugang leider nicht möglich. Der aktuelle Pavillon wurde 1867 erbaut nachdem der ursprüngliche Pavillon im Zuge der japanischen Invasion (1592-1598) niedergebrannt wurde. In der Zwischenzeit wurden an der Stelle des Pavillons Gebete für Regen abgehalten.

Hyangwonjeong Pavilion
Hyangwonjeong Pavillon

Ein anderer Pavillon steht im nördlichen Teil des Palastes. Dieser Teil des Palastes wird auch als Hintergarten bezeichnet. In einem kleinen Teich wurde im Jahre 1873 (kurz vor der Annexion Koreas durch Japan) eine kleine Insel mit einem hexagonal Pavillon mit dem Namen Hyangwonjeong errichtet. Dieser lässt sich über eine Brücke erreichen, die zu Zeiten der Dynastie die längste Holzbrücke war, die über einen Teich führte.

Die bis hierhin vorgestellten Sehenswürdigkeiten im Gyeongbok Palast sind nicht die einzigen Anlaufpunkte auf dem Palastgelände. Jedoch will ich an dieser Stelle nur noch ein paar Bilder präsentieren, die an diesem Tag auf dem Gelände des Palastes entstanden sind.

Für weitere Informationen über Bauten auf dem Palastgelände empfehle ich die Seite http://www.royalpalace.go.kr/, die mir unter anderem auch als Quelle meiner Informationen diente. Desweiteren haben diverse Wikipedia Artikel als Quelle hergehalten. Solltet ihr demnach irgendwelche Fehlinformationen entdecken, hinterlasst doch einfach einen Kommentar.

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