Die vier Jahreszeiten des Mount Gaji: Der Winter

Es ist mittlerweile mehr als anderthalb Jahre her, dass es mich nach Korea verschlagen hat. Die Zeit in einem fremden Land vergeht wie im Flug, gerade wenn man sich zuhause fühlt. Genauso lang ist es mittlerweile her, dass ich das letzte mal zum Gipfel des Mount Gaji aufgebrochen bin. Anlässlich der kalten Temperaturen und stärkerem Regen in der Nacht zum 1. März habe ich mich für einen erneuten, diesmal winterlichen, Aufstieg zum Gipfel entschlossen.

Ulsan wirbt für sein schönes Umland und seine zwölf eindrucksvollsten Landschaftsszenen unter anderem mit dem Mount Gaji, im Volksmund Gajisan genannt. Mit seinen mehr als 1200 Höhenmetern zählt er zu den höchsten Erhebungen in der Region. Gerade deshalb bekommt man hier Dinge zu sehen, die im Südosten Koreas eher selten sind: Schnee! Die vier Jahreszeiten des Gajisan sind ausgeprägter als vielleicht im umgebenden Flachland, dass heißt jedoch nicht, dass im Winter immer Schnee auf dem Berg zu finden ist. Die größte Wahrscheinlichkeit für Schnee besteht in den Übergangsmonaten Dezember/März, da der Winter sonst eher trocken ausfällt. Gerade deshalb hat es mich gereizt nach dem Schneefall in der Nacht zum 1. März einen erneuten Aufstieg anzugehen. Zudem ist dieser Tag ein koreanischer Nationalfeiertag, an dem der Opfer des Aufstandes gegen die japanische Kolonialmacht im Jahr 1919 gedacht wird. An solchen Tagen ist man nie allein unterwegs 🙂 .

Die Landschaft des Gajisan ist beeindruckend und zählt zurecht zu den eindrucksvollsten Szenerien in der Umgebung von Ulsan. Der Schnee in den Bergen steigert die Attraktivität der Landschaft, gerade im trockenen Winter, um ein Vielfaches. Man muss jedoch zunächst die matschigen Abschnitte überwinden, bevor man sich dann ganz in einer Winterlandschaft wiederfindet. Mein Aufstieg startete am Seognam Tempel, den man bequem aus Ulsan kommend mit  den Bussen der Linien 807 und 1713 erreicht. Beide Linien fahren im Halbstundentakt den Tempel an. Am Eingang entrichtet man seinen Obolus in Höhe von 1700 원, bekommt damit aber nicht nur die Eintrittskarte zum Tempel (oder zum Nirwana, wer in diese Richtung unterwegs ist), sondern auch eine Karte mit Wanderwegen im Gebiet der Yeongnam Alps. Leider sind die ganzen Wege eher schematisch angedeutet und stimmen nicht immer mit der Realität überein. Mittlerweile hat sich die Beschilderung in Richtung Gipfel jedoch deutlich verbessert. Ich kann mich daran erinnern, dass wir damals lediglich durch Zufall beim Besuch des Tempels den Startpunkt für den Aufstieg entdeckt haben. Als ich dann dieses mal mit besagtem Vorwissen in die entsprechende Richtung unterwegs war, fielen mir dann die vielen kleinen weißen Schilder auf, welche dem Touristen die Richtung weisen. Beim Aufstieg war ich dann auch froh, neben den bereits zahlreichen Spuren im Matsch an Kreuzungen zusätzlich eine Richtungsangabe vorzufinden, da mir NAVER MAPS ja leider auch nur einen Weg ohne Kreuzungen angezeigt hat. Irgendwann bin ich dann aber an bereits bekannten Pfaden angekommen, die sich im Winter deutlich von meinen sommerlichen Erinnerungen unterschieden haben, wie zu erwarten war. Ich muss schon sagen, dass einem oben am Gipfel bei eisigen Temperaturen der Wind ordentlich um die Ohren pfeift. Man sollte sich daher mit entsprechender Kleidung auf die Witterungsbedingungen einstellen. Problem ist, dass man beim Aufstieg ordentlich Hitze generiert, daher ist die Winterjacke definitiv zu dick. Bergab ist man hingegen gemütlich unterwegs und kühlt daher auch schnell aus, eine einfache Windjacke ist daher zu dünn. Man muss sich also auf wechselnde Bedingungen vorbereiten. Hier die winterlichen Impressionen des Gajisan in Form von ein paar Schnappschüssen:

Alles in allem, und das ist ja mittlerweile nichts neues mehr, ist die Landschaft der Yeongnam Alps, egal in welcher Ecke man auch gerade unterwegs ist, ein Abenteuer wert. Im Winter bietet eine Schneedecke auf den Bergen eine nette Abwechslung zu den sonst trockenen Landstrichen und macht daher einen Aufstieg umso lohnenswerter.

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