Gangwon Rundreise – Teil 2

High 1 Skiresort

Am Morgen des nächsten Tages ging es nach unserem American Breakfast gleich auf eine kleine aber feine Wanderung hin zum High 1 Skiresort. Klar, im Sommer darf man hier keinen Schnee erwarten, jedoch lassen sich die Koreaner in Sachen Tourismus einiges einfallen. Das High 1 Resort beherbergt den längsten Alpine Coaster Koreas, eine Mischung aus Achterbahn und Sommerrodelbahn. Die 2.2 km lange Strecke macht das Resort auch im Sommer zu einem interessanten Anlaufspunkt. Doch auch die Wanderung hatte einige schöne Blicke zu bieten, die einem bei Anreise mit dem eigenen Auto vielleicht verborgen geblieben wären.

Das Restaurant am Gipfel war leider geschlossen und nur ein kleiner Imbissstand servierte ein paar Snacks für den kleinen Hunger zwischendurch. Nach richtigem Kaffee suchte man hier leider vergebens, genauso wie nach dem Alpine Coaster. Dieser startete vom Mountain Hub, einer tiefer gelegenen Gondelstation. Da für eine einfache Gondelfahrt bis dorthin mal eben 10.000 원 berappelt werden mussten, entschieden wir uns dann doch für den Fußweg, auf dem die letzteren Bilder der vorstehenden Bildsammlung entstanden sind. Um 12:40 sind wir dann bereits am Mountain Hub angekommen. Meine Planung sah es ja schließlich vor es am selben Tag vielleicht sogar noch bis nach Jeongseon zu schaffen. Daher ging es nach einer kurzen Fotopause direkt zum Coaster. Dort erwartete uns dann eine kleine Sicherheitseinführung, bei der man gekonnt seine Koreanischkenntnisse unter Beweis stellen konnte. Der Dialog ging in etwa so:

Angestellter: Do you speak Korean?
Wir: Just a little, sorry.
Ab hier ging dann der Dialog selbstverständlich in Koreanisch weiter. 🙂
Angestellter: Bla bla bla bla, bla…
Wir: 네
Angestellter: Bla bla blabla bla bla!
Wir: 네
Angestellter: Blabla bable bla bla.
Wir: 네, 감사합니다!

Nach dieser ausführlichen Einweisung in die Sicherheit, bei der man zum Glück aufgrund der bildlichen Unterstützung seiner Aussagen mehr verstanden hat, als aus dem eigentlichen Dialog ging es dann auch gleich los. Ich fragte noch, ob ich das Ganze filmen dürfte, was mir jedoch verneint wurde. Ich war mir allerdings nicht wirklich sicher, ob meine Frage verstanden wurde, daher entschloss ich mich kurzerhand meine Kamera am Rucksack zu befestigen, der während der Fahrt auf den Bauch geschnallt wurde. Da sich niemand der Angestellten beschwerte, nahm ich das mal als stillschweigende Erlaubnis auf. Die Fahrt dauerte 3:15 Minuten. Bei 2.2 km macht das eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 40 km/h. Das kommt mir dann schon ein wenig schnell vor, da es stellenweise auch mit deutlich weniger Geschwindigkeit voranging. Ist die Piste vielleicht doch nicht so lang wie behauptet!? Wie dem auch sei, es war ein riesen Spaß. Man sollte jedoch darauf achten, dass man gut angeschnallt im Coaster sitzt, ansonsten muss man sich ganz schön festhalten. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, den Gashebel nur noch mit einer Hand zu bedienen und mich mit der anderen am Wagen selbst abzustützen. Da ich die Abfahrt allerdings ohne ernste Blessuren überstanden habe, will ich mich nicht beschweren. Hier nun ein paar Schnappschüsse der Fahrt, die ich aus dem aufgenommenen Video extrahiert habe:

Am Ende des Coasters befindet sich das Mountain Condo, eine Mischung aus Herberge und Hotel. Von dort fährt auch in regelmäßigen Abständen ein kostenloser Shuttlebus nach Sabuk, ein kleiner Ort westlich von Gohan. Auch wenn es noch ziemlich früh am Tag war, vielleicht gegen 14 Uhr, schafften wir es leider nicht mehr einen frühen Bus nach Jeongseon zu bekommen. Daher entschieden wir uns kurzerhand ein Hotel zu suchen, und unseren Nachmittag anderweitig zu planen. Zum Glück haben wir es im Nachhinein nicht bereuen müssen.

Jeongamsa

Unser Hotel hieß El Casa Hotel, war aber eigentlich auch nur ein Motel, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein Schloss war es auf jeden Fall nicht. Man ist aber schon froh, sobald man eine Herberge für die Nacht gefunden hat, ohne all zu lang zu suchen. Daher will ich mich an dieser Stelle nicht beschweren. Verkehrsgünstig ist in der Gangwon Provinz sowieso nichts. Also ging es los mit einem kleinen Fußmarsch zur Haltestelle. Von dort nahmen wir dann einen Bus in Richtung Jeongamsa, ein kleiner Tempel fast schon auf halbem Wege nach Taebaek.

Der Tempel war nicht sehr überzeugend, weder in Sachen traditioneller Tempelbauten, noch in Hinsicht seiner Lage, gerade auch nachdem Besuch von Buseoksa einen Tag zuvor. Wissen tut man das vorher allerdings nie so genau. Die einzig erwähnenswerte Attraktion war eine steinerne siebenstöckige Pagode, die etwas abseits des Tempels gelegen war. Diese enthält wie die meisten buddhistischen Steinpagoden buddhistische Relikte, die man natürlich weder sehen noch anderweitig wahrnehmen kann. Man kann sich dahingehend nur auf den offiziellen Webseiten kundig machen, http://www.jeongseon.go.kr/ ist eine davon.

siebenstöckige Steinpagode nahe Jeongamsa
siebenstöckige Steinpagode nahe Jeongamsa

Am Tempel selbst fließt ein kleines Flüsschen, welches eines der saubersten Koreas sein soll, so die entsprechende Beschreibung auf einer der Informationstafeln am Tempel. Einst schwammen in diesem Fluss Lachsforellen, die mittlerweile jedoch nicht mehr in den Flüssen anzutreffen sind, vermutlich aufgrund der gleichen Gründe, die für den deutschen Harz gelten. Der Weg der Fische flussaufwärts wird wahrscheinlich irgendwo von einem Stausee unterbrochen. Für uns ging es jedenfalls vom Tempel flussabwärts weiter. Das nächste Ziel unserer Reise war die Samtan Art Mine.

Samtan Art Mine

Das nahe gelegene stillgelegte Kohlebergwerk ist schon mehr eine Sehenswürdigkeit, welche auf jeden Fall einen Besuch lohnt. Die alte Mine wurde von Künstlern in ein Kunstprojekt umgewandelt und bietet genug Sehenswertes, um sich einen ganzen Nachmittag auf dem Gelände aufzuhalten. Dafür wird natürlich ein kleiner Eintritt verlangt. Wer länger bleiben will, kann gar in entsprechend hergerichteten Zimmern nächtigen, die schon mehr einem Hotel der 4 Sterne Klasse gleichen. Meist werden diese jedoch von Künstlern als Residenz genutzt, welche ihren Aufenthalt wahrscheinlich über Kunst finanzieren. Bei unserem Besuch standen stellenweise Türen offen und die Zimmer sahen eher künstlerisch gestaltet, also unaufgeräumt aus. Das tut der Qualität der Räume aber keinen Abbruch. 😉

Geländeübersicht
Geländeübersicht

Das Ticketoffice und damit der Eingang zum Gelände befindet sich entgegengesetzt zur Beschilderung nicht beim Ticketoffice (1), sondern beim Samtan Art Center (7). Das war zumindest bei unserem Besuch im Sommer 2015 der Fall. Auch wenn das Tor hinter dem „alten“ Ticketoffice (1) weit offen stand, schreckte die Kamera am Tor doch vor einem unbefugten Betreten des Geländes ab. Wir entschieden uns also für den Umweg zum Hauptgebäude.

Das Hauptgebäude bietet Kunst auf 4 Etagen. Auch wenn einige Räume anderweitig genutzt werden (Zimmervermietung, Kunstlager, Souvenirshop und Café), dauert es doch erst einmal seine Zeit, bis man sich durch die Ausstellungsräume gekämpft hat. Das Kunstlager beinhaltet eine beachtliche Sammlung von Kunst aus aller Welt. Über 100.000 Kunstwerke haben sich hier über die Zeit angehäuft. Natürlich sind nicht alle Kunstwerke besonders, einiges würde ich wahrscheinlich auch getrost als Kram im Keller verstauen und irgendwann auf dem Flohmarkt entsorgen. Da sind Geschmäcker halt verschieden. Der Charme der Ausstellung liegt hier am Gebäude selbst. Die Korridore sind mit alten Fotos gestaltet, die einen direkt in die aktive Zeit der Mine zurück versetzten. Hier ein paar Bilder des Hauptgebäudes:

Nicht minder liebevoll gestaltet präsentierten sich das Außengelände und die Zugangshallen zur Mine. Hier wurde mal hier mal dort ein Accessoire hinzugefügt oder aber einfach auch nur mal mit ein wenig Farbe nachgeholfen. Auch hier findet man wieder unendlich viele Motive, die dem Fotografen viel Anlass zur Beschäftigung geben. Im Sommer strahlt das Gelände inmitten der Berge in saftigem Grün und schon bei der Erinnerung an den Besuch der Mine bin ich beeindruckt davon, wie entspannend das Gelände war.

Nachdem wir also das Gelände erkundet hatten, ging es für uns weiter zurück in Richtung Gohan.  Nach so viel Bewegung hat man natürlich Hunger. An der Bushaltestelle angekommen hieß es dann erst mal auf den Bus warten, mitten im Nirgendwo. Zu unserem Erstaunen warteten wir nicht allein. Jedoch wartete der Koreaner nicht auf den Bus, sondern auf Jemanden, der ihn abholt. Nach einiger Zeit bot er nämlich an, uns mit nach Gohan zu nehmen. Wir nahmen dankend an. Somit ging alles ein wenig schneller als gedacht und wir landeten wieder in Gohan. Da es noch taghell war, blieb noch Zeit für einen kleinen Spaziergang durch Gohan und einen kleinen Ausflug mit der Monorail-Bahn.

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Eine Monorail-Bahn verbindet die „Stadt“ mit den Apartmentkomplexen auf dem Hügel.

Das ist schon lustig, dass für Anwohner der Apartments auf den Hügeln extra eine kleine Monorail-Bahn gebaut wird, damit diese dann leichter hinunter in das Städtchen kommen. Danach hieß es für uns aber erst mal, was zu essen zu finden. Wie entschieden uns für ein kleines BBQ-Restaurant, in dem man draußen auf der Straße essen konnte. Natürlich gönnt man sich nach so einem Tag auch ein Bierchen.

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Abendessen in Gohan

Damit neigte sich unser Tag dem Ende hingegen. Wir suchten nach dem Essen nur noch die Bushaltestelle auf, von der am nächsten Morgen unsere Reise weitergehen sollte, um uns zu vergewissern, dass es auch möglich ist, von dort problemlos den Bus zu nehmen. Anschließend viel man nur noch ins Bett, ein Tag wartete schließlich noch auf uns.

Fortsetzung folgt …

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