Das schnellste Internet der Welt

Zum Abschluss der Olympischen Winterspiele in PyeongChang liegt Deutschland im internationalen Vergleich auf Platz 2. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass für herausragende Ergebnisse Geschick und Geschwindigkeit ausschlaggebend sind. Gleiches gilt auch für den internationalen Wirtschaftswettbewerb. Wer in Zeiten globaler Digitalisierung den Anschluss an die Spitze frühzeitig verliert, braucht sich am Ende des Wettbewerbes nicht wundern, wenn es wieder nicht für eine Medaille gereicht hat. Im internationalen Vergleich im Hinblick auf die Netzgeschwindigkeiten liegt jedenfalls Deutschland weit abgeschlagen hinter der führenden südkoreanischen Nation.

Schnelligkeit misst man im Sport relativ zur Konkurrenz. Beim Internet ist es nicht anders. Für den Leser ist es daher vermutlich interessant, absolute Zahlen im internationalen Vergleich genannt zu bekommen. Wie schnell ist jetzt eigentlich das Internet im Süden der koreanischen Halbinsel? Die durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit liegt in Südkorea bei 28,6 Mbps! Das ist Stand 2017 mit einem Abstand von fast einer DSL-Länge Rekord. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 7,2 Mbps. Deutschland belegt mit 15,3 Mbps nur den 25. Platz hinter vermeintlich weniger fortschrittlichen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Lettland. „Ja, woran hat’s gelegen?“ Diese Frage wünscht man sich doch auch mal zu hören, wenn es nicht um einen sportlichen Ausrutscher geht. Ganz ehrlich, im Sport gehört nun einmal auch das entscheidende Quäntchen Glück dazu, beim Netzausbau ist das anders. In meinem kleinen zwei-halbe-Zimmer-Appartement in Ulsan erreichte ich eine Downloadgeschwindigkeit von 89 Mbps, der Upload lag mit 93 Mbps knapp darüber. Das folgende Bild zeigt einen Screenshot, den ich kurz nach meinem Einzug in das Appartement machte. Es ist erstaunlich, dass sogar fast 10 % der Anschlüsse in Korea noch schneller sind. Solche Geschwindigkeiten braucht man aber auch, wenn 4K der nächste TV-Standard ist. Zum Glück ticken die Uhren in Deutschland langsamer.

Verbindungsgeschwindigkeit meines Netzanschlusses

Schön ist, dass seit 2017 auch hierzulande die gefühlte Internetgeschwindigkeit zugenommen hat. Ob sich das dann im direkten Vergleich zeigt, wird man sehen. Schließlich lag Deutschland im dritten Quartal des Jahres 2015 noch auf Platz 18. Während man beim kabelgebundenen Internet weiter Boden verliert, ist das Land der Strahlenschutzregulierungen im Mobilfunk weit vorn. Hier belegt Deutschland Platz 3 hinter Zypern und Großbritannien. Gut, das man sich da exakt an die ICNIRP* 1998 Grenzwerte hält. Alles andere wäre gesundheitlich ja vielleicht bedenklich.

* ICNIRP ist ein unabhängiges Institut, dass sich zu einem großen Anteil über deutsche Fördergelder finanziert. Zufälle gibt's.

Hintergrund Informationen:

Den Anlass zum Schreiben dieses Beitrages brachte die ZDF-Berichterstattung zur Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2018 in PyeongChang. Leider kam während der gesamten Berichterstattung zu den Olympischen Spielen, sei es privat oder öffentlich finanzierter Rundfunk, die Kultur und das Land Korea viel zu kurz. Ich erwarte ja keine Dokumentation, jedoch journalistisch qualifizierte und gut recherchierte Beiträge. Es macht jedoch den Anschein, dass bis auf Ausnahmen Journalisten und Moderatoren nicht viel Recherche betrieben haben. Ist es z. B. Gerhard Delling einmal gelungen, in den zwei Wochen Olympiade PyeongChang richtig auszusprechen? Es ist doch ganz einfach: Das eo in PyeongChang spricht sich wie das o bei der Deutschen Post und nicht wie das ö in öffentlich. Besonders lobend ist an dieser Stelle der Ostasien-Korrespondent des ZDF Thomas Reichart hervorzuheben, der während der Olympischen Spiele viel öfter zu Wort hätte kommen sollen. Nur solche Menschen können dem Zuschauer ein Land wie Korea näher bringen, da er scheinbar der gesamten asiatischen Kultur mit offenen Augen begegnet und nicht ausschließlich Smog, nordkoreanische Aggressionen und Hundesuppe thematisiert. Für mich ein dankbares Ende der Berichterstattung aus Korea.

Quellen:
[1] https://www.akamai.com/us/en/multimedia/documents/state-of-the-internet/q1-2017-state-of-the-internet-connectivity-report.pdf
[2] https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2016021914007/3/BfS_2016_3614S80010_Bd1.pdf
[3] http://www.icnirp.org/

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