Andong – Teil 1

Das kleine Städtchen Andong liegt abseits der hektischen koreanischen Großstädte und bietet dem Besucher trotz seiner stetig anhaltenden Entwicklung mit dem traditionellen Dorf Hahoe, dem Andong Folk Village, und dem Markt in der Innenstadt wohl noch einen Einblick in das koreanische Leben vor dem rasanten Aufschwung der letzten Jahrzehnten.

Die Geschichte Andongs geht weit zurück in die Vergangenheit. Wann man anfängt, historische Ereignisse mit der heutigen Stadt in Verbindung zu bringen, liegt wohl im Auge des Betrachters. Prähistorische Artefakte lassen darauf schließen, dass sich bereits 40.000 Jahre vor Christus  in der Gegend Menschen niedergelassen haben. Der eigentliche Name Andong (Bedeutung: friedlicher Platz im Osten) wurde aber erstmals im Jahr 930 geführt. Seitdem hat gefühlt jeder zweite Herrscher einen anderen Namen für die Stadt gewählt. Liest man sich auf den offiziellen Webseiten in den geschichtlichen Hintergrund der Stadt ein, könnte man meinen, Andong hätte auch gut andere Namen tragen können. Warum sich jetzt gerade Andong etabliert hat, bleibt leider ungeklärt. Vielleicht liegt es daran, das Andong zusammen mit seiner Umgebung wirklich einen der friedlichsten Orte im Osten darstellt und sich nicht minder dadurch als touristisches Zentrum in Korea etabliert hat.

Fragt man die junge Bevölkerung Koreas nach Andong, dann fällt den meisten wohl erst einmal das berühmte Andong Jjimdak ein. Hierbei handelt es sich um eine gedämpfte Hühnchenvariante, die man in verschiedenen Schärfegraden bestellen kann. Spezialisierte Restaurants findet man in der Innenstadt Andongs auf dem traditionellen Markt. Neben den Damen, die Gemüse und Gewürze verkaufen, bereiten Ajummas in ihren Töpfen das Hühnchen für die zahlreichen winzigen Restaurant in den Marktgängen vor. Jedes Restaurant hat praktisch seine Küche vor der Tür. Man erhält also schon auf dem Weg ins Restaurant einen Einblick in die Kochstube. Da es jedoch in den Töpfen nur so brodelt, ist es schwer einen Blick auf die eigentliche Mahlzeit zu erhaschen. Im Bild der folgenden Galerie ist das gedämpfte Hühnchen im Schärfegrad „Verdammt scharf“ abgebildet. „Verdammt scharf“ heißt im Koreanischen Bul-jjimdak, das Feuer-Hähnchen, und in diesem Fall hat der Name nicht zu viel versprochen.

Eine weitere traditionelle Spezialität in Andong ist Gangodeungeo, fritierte (Salz-) Makrele. In ferner Vergangenheit war es schwierig, frischen Meeresfisch in das Landesinnere zu transportieren. Fischlaster, die den frischen Fisch in Tanks aufbewahren und im Land verteilen, werden sich wohl erst in den letzten Jahrzehnten in Korea etabliert haben. Um die Fische beim Weitertransport ins Landesinnere also vor dem Verderben zu bewahren, wurden diese vor ihrer Reise in Salz eingelegt. Warum dieser Fisch jetzt speziell eine Andong Spezialität ist, erschließt sich mir nicht. Ich kann an dieser Stelle nur vermuten, dass dieser Aspekt historisch mit dem Wohlstand der Stadt zusammen hängt und Salzwasserfische damals der gehobenen Bevölkerung vorbehalten waren. Der Fisch wird typisch koreanisch mit einer Reihe an Beilagen serviert, sodass man auch wenn man kein Liebhaber von Fisch ist, auf seine Kosten kommt. Restaurants findet man in Andong fast überall, eines befindet sich zum Beispiel in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs.

Gangodeungeo (간고등어), lokale Spezialität in Andong

 

Nun hat Andong natürlich nicht nur Essen zu bieten, sondern auch kulturelle Attraktionen, die gleichermaßen das traditionelle Leben in Andong widerspiegeln. Der Anlaufpunkt, um ein (mehr oder weniger) typisches traditionelles Dorf in Andong zu besuchen, ist Hahoe Maeul.

Das Dorf Hahoe liegt wie die Stadt Andong selbst am Fluss Nagdong. An dieser Stelle schlängelt der Fluss sich in S-förmiger Gestalt durch die Landschaft. Das Dorf liegt in mitten einer dieser S-Kurven und erhielt dadurch auch den Namen Hahoe, der soviel bedeutet wie „Flusswende“ oder auch frei übersetzt „vom Wasser umgeben“. Bereits seit der Joseon-Dynastie zählt dieses Dorf aufgrund der geographischen Begebenheiten als bester Ort zum Leben. Über viele Jahre hinweg sind im Dorf Häuser mit traditioneller Ziegel- oder Strohbedachung erhalten geblieben. Natürlich ist auch hier nicht mehr alles original, trotzdem erhält man eine gute Vorstellung von dem damaligen Dorfleben. Seit dem Jahr 2010 zählt das Dorf zudem zum offiziellen UNESCO Weltkulturerbe, nicht zuletzt durch den traditionellen Maskentanz, der im Dorf regelmäßig aufgeführt wird.

In Hahoe lässt sich jede Menge Zeit verbringen, ohne das es einem zu viel wird. Das Dorf und die unmittelbare Umgebung laden dazu ein, vom Alltagsstress abzuschalten und einfach nur die Ruhe des Ortes zu genießen, oder aber hunderte von Fotos zu schießen 😉 . Natürlich ist auch hier am Wochenende mit massig Touristen zu rechnen, daher empfiehlt sich auch hier der Besuch unter der Woche.

Quellen:

http://www.ovpm.org/en/south_korea/andong
http://www.andong.go.kr/
http://english.visitkorea.or.kr/enu/SI/SI_EN_3_6.jsp?cid=256762#1
http://www.hahoe.or.kr/deutsch/sub1.asp

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